Fokus Intergeschlechtlichkeit beim 9. HUMAN VISION film festival
Jedes Jahr werden in Österreich Kinder geboren, deren Körper Variationen der Geschlechtsmerkmale aufweisen, welche bei der Geburt und im Kleinkindalter Thema werden. Laut Statistik betrifft dies bis zu 1,7% der Neugeborenen.
Im Rahmen des diesjährigen 9. HUMAN VISION film festivals haben wir dem Thema „Intergeschlechtlichkeit“ Raum gegeben. Unser Ziel ist es, das gesellschaftliche Bewusstsein für geschlechtliche Vielfalt zu stärken und binäre Denkmuster zu hinterfragen. Es geht darum, Berührungsängste abzubauen und ein respektvolles, offenes Gespräch zu fördern. Als Plattform für den Austausch von Wissen und Erfahrungen dienten am Abend zwei Filmvorführungen mit Gespräch im Anschluss und ein inerdisziplinärer Workshop für Fachpersonen am Nachmitag.
Filmscreenings:
19.30 Uhr: «No Box For Me. An Intersex Story» («Ni d'Ève, ni d'Adam. Une histoire intersexe.») — Ein Film von Floriane Devigne, F/CH, 2018, 58 min. OmdU.
M., 27, wurde mit einer biologischen Variation ihrer sexuellen Merkmale geboren – wie bis zu 1,7 % der Bevölkerung ist sie intergeschlechtlich. Nachdem sie Deborah, ebenfalls intersexuell, trifft, beginnt sie, sich selbst und ihren Körper neu zu entdecken. Auf ihrem Weg zur Akzeptanz findet sie Unterstützung bei intergeschlechtlichen Aktivist:innen, die ihr helfen, die pathologisierenden medizinischen Definitionen zu überwinden. Der Film hinterfragt binäre Geschlechternormen und zeigt eine Welt, in der Freiheit, Respekt und Hoffnung möglich sind.
20.30 Uhr: «INTER*Story — ein Stück Aktivismus" - Der Film von VIMÖ Wien, AT, 2022, 43 Min., Filmproduktion: Djordje Čenić, Nicole Baïer, Mit: Luan Pertl, Magdalena Klein, Noah Rieser, Tinou Ponze, Tobias Humer
«Im Mainstream werden inter Personen meist verzerrt und voyeuristisch dargestellt. Was sind aber ihre eigenen Geschichten, die sie teilen wollen? Warum sind die Darstellerinnen Aktivistinnen geworden und vice versa? Warum kämpfen sie für die Menschenrechte, die Sichtbarkeit und Enttabuisierung von Menschen mit Variationen der Geschlechtsmerkmale? Was sind die nicht erzählten Geschichten? Im Setting einer TV-Talkshow teilen die intergeschlechtlichen Darstellerinnen ihre eigenen Stories und Erlebnisse, mal krass, mal traurig, mal lustig oder auch absurd.»
Der Film entstand aus der Theaterproduktion «INTER*Story — ein Stück Aktivismus». Zwei Kameras waren bei den vier Aufführungen mit auf der Bühne und Teil des Talks-Show Konzepts. Die filmische Übersetzung des Theaterabends folgt der Dramaturgie des Theaterstücks.
21:45 Uhr: Podiumsgespräch
Im Anschluss an die beiden Vorführungen fand ein Filmgespräch mit Luan Pertl (VIMÖ), Hebamme Martha Kuderer und Fynn Kirchner (GoWest) statt.
Moderation: Brigitta Soraperra (ig geburtskultur a—z)
Kooperation zwischen Spielboden Dornbirn, Verein Amazone, GoWest - Verein für LGBTQIA+, Regenbogenpastoral Vorarlberg, NETZWERK FAMILIE; Hebammengremium Vorarlberg und ig geburtskultur a—z.
Fotos © Bence Szalai
9. HUMAN VISION film festival
Die 9. Festivalausgabe widmete sich dem Schwerpunkt „Rückschritt & Fortschritt“ – einem Spannungsfeld, das tief in unserer Geschichte, Gesellschaft und Politik verankert ist. Fortschritt geschieht selten ohne Widerstände, und oft zeigt sich erst in der Rückschau, welche Entwicklungen notwendig waren, um Veränderungen möglich zu machen. Rückschritte können lähmen, aber sie können auch Ausgangspunkte für Widerstand, Erneuerung und neue Wege sein. Sie fordern uns heraus, bestehende Strukturen zu überdenken, Ungerechtigkeiten sichtbar zu machen und neue Lösungen zu entwickeln.
Das 9th HUMAN VISION film festival fand vom 24. Februar bis 8. März 2025 am Spielboden Dornbirn statt.
Weitere Infos und Programm unter humanvision.at